Sonntag, 21. November 2010

Mein absoluter Lieblingsroman

Das Phantom - Die bisher ungeschriebene Lebensgeschichte des „Phantom der Oper“ von Susan Kay

Meine Sicht der Dinge

Susan Kay ist zweifelsohne ein Meisterwerk gelungen. Endlich erfahren wir, was der bedauernswerte, von der Bestie Mensch verkannte Erik in seinem abenteuerlichen Leben erdulden musste.
Eine der erschreckenden Szenen ist wohl ohne Zweifel gleich zu Beginn des Buches zu finden. Eine Mutter verweigert ihrem fünfjährigen Sohn, den einzigen Wunsch zu seinem ersten wirklich gefeierten Geburtstag. Zwei Küsse! Mehr wünscht Erik nicht, doch das Ergebnis ist schockierend. Wie kann eine Mutter derart handeln?
Mit Tränen in den Augen taucht man in die emotionsgeladene Welt eines verkannten Genies ein und verspürt wiederholt das Verlangen, an diesem liebenswerten Wesen gutzumachen, was andere verbrochen haben. Hier wird endlich einmal nicht nur das Monster, der Mörder dargestellt, sondern der Mensch, der zu dem gemacht wurde, was er am Ende war. Ein hasserfüllter Mann ohne Chance auf das einzige, was er wirklich ersehnte: Geborgenheit!
Es erscheint im ersten Moment völlig unverständlich, wie man einen charismatischen Mann wie Erik, kaum dass man seines Gesichtes ansichtig wird, verabscheuen und fürchten kann. Doch bei genauerer Betrachtung müssen sich die Allermeisten von uns eingestehen, dass sie ganz tief in ihrem Innersten die Vorstellung zu einem solch verunstalteten Wesen tiefere Gefühle zu hegen verweigern würden. Es ist eben nicht nur eine Narbe, oder wie in diversen Verfilmungen dargestellt, eine kleinere Verunstaltung einer Gesichtshälfte. Geht man von der Beschreibung Lerauxs aus, ähnelt der gesamte Kopf, vor allem aber das Gesicht eher einem Totenschädel der von Haut überspannt wird, die an altes Wachs erinnert. „Abstoßend!", mag da manch einer ausrufen. Doch je länger ich mich mit dem Thema „Phantom der Oper" beschäftige, desto mehr gewinne ich den Eindruck, dass Erik ein Mann gewesen sein muss, der als einziges Manko ein hässliches Gesicht von Mutter Natur erhalten hat. Wäre er nicht auch einfach zu perfekt, grandios und vereinnahmend, wenn er nicht wenigstens dieses Minus bei seiner Geburt mitgekommen hätte. Seine Stimme überragend, seine Bewegungen an Eleganz kaum zu überbieten, Kraft im Übermaß, Intelligenz die einem Genie zur Ehre gereicht. Nun noch ein schönes, männliches Gesicht und der perfekte Mann wäre erschaffen. Wie langweilig!
Und genau das spiegelt Susan Keys Buch wieder. Er ist einerseits nur ein Mensch und andererseits eben doch ein Phantom, das durch unsere Gehirne spukt, uns fasziniert und eben auch magisch anzuziehen versteht. Manchmal erscheint die Schilderung seines Lebens allzu „möglich" und man ist versucht seinen Spuren zu folgen und eine Rose auf sein Grab legen zu wollen. Als kleine Wiedergutmachung, für all die ungerechtfertigte Schmach, die er erdulden musste. Wäre er real!?
Für alle Erikfanatiker gibt es nur eine Empfehlung: Kauft dieses Buch und seht Euch danach die Kinoversion von Joel Schumacher an. Dann ist der Genuss perfekt, auch wenn Gerard Butler in der Rolle des Erik einfach zu gut aussehend rüberkommt. Der Reiz bleibt bestehen.

Eure 
Sylvia

2 Kommentare:

  1. »Das Phantom der Oper« von Gaston Leroux war einer meiner absoluten Lieblingsromane. Ich habe das spannende Werk immer wieder verschlungen. Mich hat »Phantom der Oper« stark beeindruckt und beeinflusst... köstliche Nahrung für einen, der von den Geheimnissen, die uns umgeben, nie genug bekommen konnte (und kann). Natürlich war Susan Kays Roman ein absolutes Muss für mich. Es hat mich gefreut, durch diesen Blogbeitrag wieder auf »Das Phantom« hingewiesen worden zu sein! Danke!

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  2. Lieber Walter,
    dann geht es dir wie mir. Ich habe "Das Phantom der Oper" bereits mit 9 Jahren gelesen und seit dem so oft, dass ich es gar nicht mehr zählen kann. Ich habe jede Verfilmung mit Begeisterung angeschaut, vor allem die Alte mit Claude Rains und nun die Neue mit Gerard Butler. Aber irgendwie konnte ich nie nachfühlen, warum man Erik als Monster betrachtet hat. Mal abgesehen von seinem Äußeren muss er ein einfühlsames Genie gewesen sein und in meinen Augen wiegt dies sehr viel auf.
    Ich wünsche dir auch in Zukunft noch viel Spaß mit meinem Blog.
    LG
    Sylvia

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