Sonntag, 21. November 2010

Ein Krimi, wie ich ihn liebe

Die zweite Stimme: Ein Inspektor-Rutledge-Roman von Charles Todd

Meine Sicht der Dinge


Der Krieg und dessen Folgen in einem Krimi verarbeitet

Herrlich, grandios, hervorragend! Mir würden noch sehr viel mehr Attribute zu diesem Erstlingswerk von Charles Todd einfallen. Eigentlich ist es nur ein Rätsel warum ausgerechnet der erste Band dieser Reihe (und man sollte die Bücher unbedingt der Reihe nach lesen), der eigentlich schon 1973 geschrieben wurde und kurz darauf in England auf den Markt kam, bei uns erst in den `90 gern Beachtung fand. Deutschland und dessen Verlage scheinen nicht reif für hochwertige Allerweltsliteratur.
Zum Roman: Ian Rutledge ist einer der wohl einprägsamsten Antihelden der Belletristik im Bereich Kriminalroman. Bereits nach dem ersten Buch will man unweigerlich mehr von ihm erfahren, seine Geschichte noch besser kennenlernen und dabei seiner manchmal doch sehr abstrusen Ermittlungsform folgen. Hinzu kommt sein unsichtbarer Begleiter Hamish, und der hat es in sich. Die Darstellung der von den Wirren des ersten Weltkrieges geschaffenen, unerwünschten Begleitperson ist vortrefflich und immer wieder überraschend. Überhaupt versteht es Charles Todd in genialer Weise sowohl Menschen, wie auch Landschaften darzustellen und dem Leser vor Augen zu führen. Hinzu kommt ein absolut nachvollziehbarer Handlungsstrang der zu keinem Zeitpunkt verworren oder zusammengestöpselt erscheint. Und je weiter man in die Reihe der Rutledge-Romane eindringt desto präziser werden die Hauptcharaktere vorgeführt und faszinieren noch mehr.
 Obwohl ich zuerst ein wenig skeptisch war als ich las der Roman handele in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg, also um 1919 und erwartete von Kriegsberichten erschlagen zu werden, wurde ich eines besseren belehrt. Hier wird der Krieg in kurzen Impressionen aufgezeigt, wird niemals lästig oder überladen ausgeschmückt. Ganz im Gegenteil, das Grauen kommt dem Leser nahe, beeindruckt durch dessen Folgen und trotzdem bleibt der Roman ein Krimi im besten Sinn.

Eure
Sylvia

1 Kommentar:

  1. Der "Sicht der Dinge" ist eigentlich nichts hinzuzufügen, da damit alles gesagt ist.
    Diesen und auch die weiteren Todd / Rutledge Romane durchzieht eine unterschwellige Schwermut, die aber den Leser selbst nicht deprimiert sondern zum immer weiter / mehr lesen verlockt.
    A. 6 M.

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