Donnerstag, 30. Dezember 2010

Im Interview mit Ursula Dittmer



Ich habe Ursula Dittmer als liebenswerte und äußerst talentierte Autorin kennengelernt. Hier ihr Lebenslauf und ein höchst interessantes Interview mit der Drachenautorin:

Ursula Dittmer
ist verheiratet und lebt in Würzburg.
Sie studierte Sozialpädagogik war lange Jahre in der sozialen Arbeit tätig, bevor sie sich 1987 selbstständig machte. Sie arbeitete u.a. als freie Fortbildungsreferentin, gründete ein Unternehmen und ein Fortbildungsinstitut, in dem sie auch Erzähl- und Theaterkurse anbietet.
Das Schreiben von Geschichten und Gedichten begleitet sie seit ihrer Schulzeit. Sie schrieb und inszenierte zwei märchenhafte Theaterstücke, die sie als Schattenspiele auf die Bühne brachte.

Der Fasanthiola-Zyklus ist ihre erste Romanveröffentlichung für Erwachsene.
 

Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Ich habe bereits als Kind gerne Geschichten geschrieben und an Weihnachten an Verwandte verschenkt. Mein erstes Autorenhonorar bekam ich mit 10 Jahren für ein Sommergedichtchen in der Lokalzeitung. Später, am Gymnasium arbeitete ich aktiv bei der Schülerzeitung mit und schrieb auch hier Geschichten. In der sehnsuchtsvollen Pubertätszeit strömten Geschichten und Gedichte nur so aus mir heraus. Ich habe hunderte angefangener Geschichten aus dieser Zeit in einem Ordner ... mal sehen, vielleicht wird aus der einen oder anderen Idee eines Tages ein größeres Projekt.
Mein Romanzyklus „Fasanthiola“ entstand aus einer Spielerei mit Freunden ... einer schrieb einen Anfang, speicherte ihn - damals noch - auf zwei Disketten und gab sie an den Dritten im Bunde und mich weiter. So entstanden aus einer Idee zwei unterschiedliche Ansätze ... den einen habe ich weiterentwickelt und über 10 Jahre lang daran geschrieben. Mein Ehrgeiz war, die Geschichte komplett fertiggestellt zu haben, bevor ich überhaupt an eine Veröffentlichung denken konnte.

Ist Fantasy dein Hauptgenre oder planst du später auch Bücher aus anderen Gebieten?

Ich denke, wer schreiben kann, dem fällt es nicht schwer, in alle Richtungen offen zu sein. Ich habe es zwar nie ausprobiert, aber ich könnte sogar einen schnulzigen Heimatroman schreiben. Wenn ich dazu eine Idee, einen Anfang hätte, könnte ich mich hinsetzen und ihn schreiben ... Spaß beiseite! Ich habe keine Ambitionen in diese Richtung und im Augenblick genug damit zu tun, den vierten und den fünften Fasanthiola-Band auf die Reihe zu kriegen.
Also muss ich mich erst in etwa zwei Jahren entscheiden, in welche Richtung ich gehen will. Günstigerweise entscheidet die Leserschaft darüber. Im Augenblick habe ich den Eindruck, als deutsche Fantasyautorin ohne „großen“ Namen habe ich es schwer, mich mit meinen Büchern auf dem Markt zu behaupten. Nun, da ich den Schritt in die Öffentlichkeit gewagt habe, möchte ich meine Werke natürlich auch verkaufen. Zumal ich mich für Books on Demand als Verlag entschieden habe, um sie selbst vermarkten zu können.
Es wäre spannend für mich, einen zweiten Versuch in einem anderen Genre zu starten. Sollte ich aber wirklich eine größere Leserschaft erreichen, hätte ich nichts dagegen mit dem Stempel auf der Stirn „das ist doch die Fantasyautorin“ weiterzuschreiben. Ich recherchiere bereits seit Jahren für ein zweites Epos ...

Greifst du deine Figuren aus dem Leben oder erfindest du sie?

Einige meiner Protagonisten ähnelten Leuten, die ich kenne oder kannte. Doch das war nur ganz am Anfang so. Jeder meiner Charakter entwickelt sehr schnell ein Eigenleben, gegen das ich nicht anschreiben kann. Sie wollen nicht sein wie jemand, den es bereits gibt. Also überlege ich in einer bestimmten Situation nicht: Wie hätte sich denn XY verhalten, sondern ich entwickele das Handeln oder die Gedanken meines Protagonisten so, dass es für ihn und seine Umgebung passt. Eine neue Geschichte beginne ich zum Beispiel so: „Feri wanderte ein Stück die Landstraße entlang, und entschied sich erst nach einer Stunde Wegzeit und der dritten Kreuzung, welche Richtung er beibehalten wollte.“ Dann - oder zehn Absätze später halte ich inne und beginne, diesen Feri, der da neu in mein Leben getreten ist, näher kennenzulernen. Oft weiß ich zu diesem Zeitpunkt weder, wie er ausschaut, noch, was ihn denn auf die Landstraße getrieben hat. Das ergibt sich erst beim Weiterschreiben durch das, was oder wer ihm begegnet. Ich kann und will mich nicht mit einem storyboard herumquälen. Die endgültige Form erhält eine Figur dann in der Überarbeitung. Während des Schreibens führe ich den Charakter aber bereits in einer Excel-Tabelle. Alles, was ihn charakterisiert, wird darin vermerkt. Damit es später keine Unstimmigkeiten gibt.Es ärgert mich als Leserin sehr, wenn ein Autor da unsauber arbeitet und einen Protagonisten erst blond und schlank, später aber braunhaarig mit Bäuchlein darstellt.

Warum greifen deine ersten Bücher ausgerechnet die Fantasyfiguren „Drachen“ auf?

Wie ich bereits oben erwähnte, entstand der Fasanthiola-Zyklus aus einem Spiel, das ich mit zwei Freunden spielte. Irgendwer brachte den jungen Drachen Herkon und die weise weiße Drachin Rufath ins Spiel ... die ersten Wesen, denen Alexander Breskow in Fasanthiola begegnet.
Wahrscheinlich waren die Drachen der Grund, wieso mir diese Version der beiden Geschichten besser gefiel, als die andere. Es ging mir nicht um Drachen im Allgemeinen, sondern um diese Art von Drachen. Denkende, intelligente Wesen mit einer eigenen Philosophie und Lebensart, die nicht dazu da sind, dem Menschen zu dienen oder hilfreich zur Seite zu stehen. In Anne McCaffreys „Drachenreiter von Pern“-Zyklus kommen z.B. solche Drachen vor. Das hat mir damals, als ich diese Bücher verschlungen habe, sehr gut gefallen.

Wer ist dein Lieblingsautor?

Es gibt nicht nur einen. Ich lese selbst fast ausschließlich Fantasy. Fantasyautoren sind in der Regel Vielschreiber/innen. Wenn neue Bücher von: Robin Hobb, Lynn Flewelling oder R.R. Martin herauskommen, dann scharre ich bereits mit den Hufen, bis sie endlich in der deutschen Übersetzung vorliegen ...

Wie heißt dein Lieblingsroman und warum gefällt er dir so gut?

Ich ersetze „Roman“ durch „Zyklus“. Denn in der Fantasy mag ich „jelängerjelieber“. Da stehen bei mir zwei Zyklen nebeneinander auf dem Thron: „Die Legende vom Weitseher“ von Robin Hobb und „Das Geheimnis der großen Schwerter“ von Tad Williams.

Was wäre dein größter Traum, was deine Schreiberei angeht?

Da muss ich nicht nachdenken: Erfolg mit meinen Büchern haben!

Wenn deine Romane verfilmt würden, welche Darsteller würdest du auswählen?

Ich lebe seit über 15 Jahren mit meinen Figuren. Ich habe so klare Bilder von ihnen im Kopf ... es fällt mir schwer, einen Vergleich mit einem lebenden Schauspieler zu treffen.

Gibt es ein Ziel, das du mit deinen Romanen erreichen willst?

Wenn ich es erreiche, dass meine Leser bereits mit den Hufen scharren, wenn sie hören, dass ich an einem neuen Projekt arbeite, bin ich zufrieden. Es sind zwar noch nicht viele, aber es gibt sie ... Da liegt noch ein hartes Stück Arbeit vor mir.

Wieviel Zeit investierst du in deine Werke?

Zur Zeit sehr wenig. Mein letzter Roman kam im November 2010 heraus ... danach bin ich meist richtig ausgebrannt. Wenn mein Speicher wieder gefüllt ist, werde ich versuchen, den alten Rhythmus wiederzufinden: jeden Sonntag zwischen drei und fünf Stunden und Montags drei Stunden. Ab September täglich ein Soll von 3 Seiten, Sonntags 20. Egal, wieviel Zeit das braucht. 

Eure Sylvia





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